Was für die meisten Einwohner in der Schweiz heute unvorstellbar ist, war für die Menschen bis Mitte der 1950-Jahre Realität: eine Schweiz ohne Autobahn. Noch anfangs der 1950er Jahre gab es keinen einzigen Autobahnkilometer im ganzen Land.

Die Eröffnung des ersten Autobahnabschnittes zwischen Luzern und Ennethorw fand im Jahr 1955 statt. Es ist jedoch fragwürdig, ob der rund 4 km lange und 7 Mio. Franken teure Abschnitt auch heute noch als Autobahn bezeichnet werden würde. Die Strasse war zwar schon immer vierspurig, ein Pannenstreifen fehlte jedoch. Auf dem ersten Autobahnabschnitt gab es keine Kreuzungen, aber ein Fussgängerstreifen ermöglichte es den unmotorisierten Verkehrsteilnehmenden die Autobahn sicher zu queren. Was geschwindigkeitsliebende Menschen bestimmt gefreut hat, war die fehlende Geschwindigkeitsbegrenzung. Für eine Entschleunigung der Autobahn haben zu der Zeit bestimmt aber auch die Fahrräder gesorgt, die auf dem Autobahnabschnitt erlaubt waren.

Bau der ersten Autobahn zwischen Luzern und Ennethorw.
Bau der ersten Autobahn zwischen Luzern und Ennethorw.
Verkehr auf der neuen Autobahn.
Verkehr auf der neuen Autobahn.

Ähnlich wie im Deutschland der Nachkriegsjahre, kurbelte der Autobahnbau auch in der Schweiz die Wirtschaft an. Die junge GEOTEST AG profitierte von diesem Umstand und konnte zahlreiche Aufträge gewinnen. Eines der ersten Autobahnprojekte war der Abschnitt zwischen Schönbühl und Lyss der A6. Dieser Teilabschnitt führt mitten über das grosse Moos. Der instabile, torfreiche Boden des grossen Mooses ist jedoch alles andere als ein guter Baugrund.

Zur Verdichtung des Bodens wurde die Dynamische Intensivverdichtung angewendet (DYNIV). Dabei wird ein Betonklotz mit Hilfe eines Krans immer und immer wieder auf den Boden fallen gelassen. Mit dieser Methode wird der Untergrund verdichtet und somit die Tragfähigkeit erhöht. Das DYNIV-Verfahren war damals noch nicht in der Praxis erprobt, bewährte sich aber.

Die Tragfähigkeit war jedoch nur eines der Herausforderungen, die mit dem Autobahnbau verbunden waren. Finanzierungsprobleme führten zu langjährigen Baustopps. So wurde der ganze Bau in die Länge gezogen. Nach 28 Jahren fand die Autobahnauffahrt Lyss Nord jedoch endlich ihren Anschluss: Die Autobahn wurde 1986 eröffnet. Von da an fuhren die 10’000 Autos, die sich bis dahin täglich durch die Dorfzentren drängten, nun über die Autobahn.

Neben dem Bau des A6-Abschnitts Schönbühl – Lyss war die GEOTEST für zählreiche geologisch-geotechnische Untersuchungen sowie die Bauberatung und Detailuntersuchungen im Rahmen von weiteren Autobahnprojekten zuständig, wie zum Beispiel für den Abschnitt Muri – Wimmis auf der N6, auf der N7 zwischen der Kantonsgrenze Thurgau und Frauenfeld-Ost oder zwischen Hagenbuch und Wängi auf der N1.

Viele der Teilprojekte waren von Finanzproblemen geprägt. Etwa 20 Jahre nach Baubeginn waren in den 1980ern Jahren über 80 % des projektierten Netzes fertiggestellt. Zurückgestellt hat man dabei allerdings viele technisch anspruchsvolle und teure Bauten. Um die Finanzierung auf eine solidere Basis zu stellen, wurde 1985 deshalb die Autobahnvignette eingeführt.

Rund 70 Jahre nach dem Spatenstich des ersten Autobahnabschnittes hat die Schweiz heute eines der qualitativ besten Strassennetze weltweit. Der Autobahnbau der Schweiz war jedoch nicht nur wegweisend für die Wirtschaft der Schweiz, sondern hat auch massgeblich und nachhaltig zum Firmenerfolg der GEOTEST beigetragen.

Auch sechzig Jahre nach der Gründung der GEOTEST ist das Unternehmen weiterhin im (National-)Strassenbau aktiv und in anspruchsvollen Strassenprojekten engagiert. Zum Beispiel bei Baugrunduntersuchungen auf Abschnitten der N1 und N8, sowie bei der Beurteilung von Naturgefahren und der Planung von Schutzmassnahmen auf allen Abschnitten des Nationalstrassennetzes. Dabei verdient sich die GEOTEST einen Namen als Expertin in Kernbohrungen, Rammsondierungen, Laboranalysen, gefährlichen Naturprozessen und Risiken.

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