Rechnen mit Risiko – Naturgefahren besser einschätzen
Solche Einschätzungen sind für betroffene Menschen oft existenziell – für ihre Sicherheit im Alltag ebenso wie für langfristige Entscheidungen. Auch in der Zukunftsplanung spielt das Wissen über Naturgefahren eine zentrale Rolle: Lohnt es sich, in ein Haus zu investieren, wenn ein hundertjährliches Felssturzereignis es beim nächsten Vorkommen zerstören könnte?
Die GEOTEST AG ist seit Jahrzehnten auf die Beurteilung solcher Risiken spezialisiert. Ihre grosse Erfahrung im Gelände und in der Prozessdynamik ist dabei zentral. Neue technologische Entwicklungen schaffen zusätzliche Möglichkeiten, Naturgefahren besser zu modellieren, zu überwachen und frühzeitig zu erkennen.
Eine davon ist die probabilistische Gefahrenbeurteilung. Ergänzend zu den bisherigen Methoden ermöglicht sie flächendeckend eine quantitative Einschätzung der Eintrittswahrscheinlichkeit sowie der möglichen Ausprägung eines Ereignisses. So lässt sich nicht nur bestimmen, ob ein Ereignis eintritt, sondern auch, wie stark es ausfallen könnte – und mit welcher Wahrscheinlichkeit.
Im Rahmen ihres jährlichen Journée de formation, den Weiterbildungstagen der Ingenieurgeologie, tauschen sich die GEOTEST-Mitarbeitenden über Erfahrungen und Anwendungsbeispiele der probabilistischen Methode aus. Besonders intensiv kommt sie bislang am Spitze Stei bei Kandersteg zum Einsatz, um die Risiken eines möglichen Bergsturzes zu analysieren.
Für belastbare Aussagen braucht es dabei Tausende von Simulationen, jede mit leicht variierenden Annahmen. Erst moderne Rechenleistung ermöglicht es, diese Analysen heute in vernünftiger Zeit durchzuführen.
Um das Risiko eines Bergsturzes am Spitze Stei und mögliche Szenarien auf ihre Wahrscheinlichkeit prüfen zu können, erstellt die GEOTEST eine grosse Menge an Simulationen.
Um das Potenzial dieser Technologien auszuschöpfen, arbeitet GEOTEST eng mit Hochschulen und Universitäten zusammen. Dort werden neue Softwaretools zur probabilistischen Gefahrenbeurteilung entwickelt – und von der GEOTEST im Feld getestet und weiterentwickelt. Das Feedback der Praxis ist für die Forschung von grossem Wert.
Die Weiterbildung führte in den Steinbruch Guber in Alpnach.
Während des Weiterbildungstags besuchten die Teilnehmenden auch den Steinbruch Guber, der an ein steinschlag- und rutschgefährdetes Gebiet grenzt. Die von herabgestürzten Felsblöcken und Rutschungen geprägte Landschaft zeigt eindrücklich, wie wichtig eine fundierte Gefahrenbeurteilung ist.
Im abschliessenden Workshop kristallisierten sich zwei zentrale Aspekte heraus, die für die praktische Anwendung der probabilistischen Methode entscheidend sind:
Der Umgang mit Unsicherheit:
Auch bei probabilistischen Verfahren ist Unsicherheit inhärent – eine exakte Vorhersage ist nicht möglich. Dennoch liefert dieser Ansatz wertvolle und nachvollziehbare Entscheidungsgrundlagen. Wichtig ist, dass die Fachleute die Grenzen der Methode kennen und die Unsicherheiten transparent kommunizieren.Die Kommunikation der Resultate:
Auch bei probabilistischen Gefahrenkarten braucht es verständliche Erklärungen für Entscheidungsträger, Behörden und die Öffentlichkeit. Nur so kann die Bedeutung der Ergebnisse richtig eingeordnet und akzeptiert werden.
Die probabilistische Gefahrenbeurteilung wird bei GEOTEST zunehmend angewendet – nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung zur fundierten Feldexpertise. Denn letztlich bleibt die Erfahrung der Spezialistinnen und Spezialisten vor Ort durch keine Methode ersetzbar.