Gebirgsbäche und Permafrost spielen in Gebirgsregionen unter den Bedingungen des Klimawandels eine zentrale Rolle für die Beurteilung von Wasser- und Naturgefahren.

Am «Spitze Stei» oberhalb von Kandersteg droht beispielsweise ein grosser Bergsturz. Seit 2018 überwacht die GEOTEST AG das Gebiet, analysiert die Felsbewegungen und den auftauenden Permafrost und erstellt Modelle für mögliche Abbruchszenarien. Die Nähe der instabilen Felsmassen zum Oeschinensee und zum Öschibach rücken diese Prozesse auch aus der Sicht der Fachleute für Wassergefahren in den Fokus. 

Die Aussicht auf die Rutschflächen des “Spitze Stei”.

Die Aussicht auf die Rutschflächen des “Spitze Stei”.

Viel Geschiebe gelangt durch Steinschlag und Rutschungen in den Öschibach unter dem “Spitze Stei” und verursacht regelmässige Murgänge. Dadurch wurde bereits eine Brücke weggeschwemmt.

Viel Geschiebe gelangt durch Steinschlag und Rutschungen in den Öschibach unter dem “Spitze Stei” und verursacht regelmässige Murgänge. Dadurch wurde bereits eine Brücke weggeschwemmt.

Kandersteg und der Oeschinensee waren daher ein naheliegendes Ziel für den jährlichen Wassertag – den Weiterbildungstag des Bereichs Wassergefahren und Hochwasserschutz der GEOTEST. 

Die Wanderung zum Oeschinensee bot einen prächtigen Blick auf das Bergpanorama.

Die Wanderung zum Oeschinensee bot einen prächtigen Blick auf das Bergpanorama.

Im Bergschatten führten die Teilnehmenden einen Workshop zur Kommunikation über Naturgefahren mit der Bevölkerung durch.

Im Bergschatten führten die Teilnehmenden einen Workshop zur Kommunikation über Naturgefahren mit der Bevölkerung durch.

Die Wanderung von der Bergstation zum Oeschinensee und weiter nach Kandersteg bot vielfältige Einblicke in die örtliche Gefahrenlage. Mitarbeitende aus dem GEOTEST-Projekt zum Gefahrenmanagement am «Spitze Stei» erläuterten vor Ort anschaulich, wie sie die Prozesse beobachten und beurteilen. 

Die installierten Messgeräte lassen sich von den Mitarbeitenden der GEOTEST auch aus der Ferne bedienen und auslesen.

Die installierten Messgeräte lassen sich von den Mitarbeitenden der GEOTEST auch aus der Ferne bedienen und auslesen.

Mit hochpräzisen Vermessungsgeräten in der Grossrutschung und am gegenüberliegenden Hang überwacht die GEOTEST die Rutschung rund um die Uhr. Die instabile Bergflanke zeigt seit einigen Jahren eine markant erhöhte Aktivität, mit Verschiebungen von mehreren Metern pro Jahr, was häufige Steinschläge und bisher kleinere Felsstürze auslöste. Durch die tiefgreifenden Bewegungen sind künftig grosse Felsabbrüche von 100'000 bis mehreren Millionen Kubikmetern möglich, die ein erhebliches Gefährdungspotenzial unterhalb des Spitze Steis darstellen. 

Der ursprüngliche Weg entlang des Öschibachs ist für die Öffentlichkeit gesperrt.

Der ursprüngliche Weg entlang des Öschibachs ist für die Öffentlichkeit gesperrt.

Der neue Weg verläuft weiter oben.

Der neue Weg verläuft weiter oben.

Der Weg direkt am Öschibach entlang nach Kandersteg ist aufgrund der Gefahrenlage gesperrt. Die Route führt neu etwas erhöht entlang der Bergflanke. 

Mehrere Baumaschinen entfernen das vom Öschibach herangetragene Geschiebe.

Mehrere Baumaschinen entfernen das vom Öschibach herangetragene Geschiebe.

Spezielle Rückhaltenetze vor der Einmündung des Bachs in die Kander sollen Verklausungen verhindern und Geschiebe zurückhalten.

Spezielle Rückhaltenetze vor der Einmündung des Bachs in die Kander sollen Verklausungen verhindern und Geschiebe zurückhalten.

Im Tal wird deutlich, wie viel Geschiebe und Abbruchmaterial der Öschibach bereits transportiert hat. Die Mengen sind so gross, dass im mittlerweile sehr breiten Bachbett laufend Ausbaggerungen notwendig sind. Dadurch wird die Gefahr reduziert, dass bei einem Murgang Material über die Ufer und in die Ortschaft gelangt. 

Ein Blick über den Öschibach

Neben der Exkursion gab es Workshops und Vorträge zu diversen Themen rund um Wassergefahren und Hochwasserschutz. 

Der Murgang in Brienz war ein lehrreiches Beispiel für die Ereignisanalyse.

Der Murgang in Brienz war ein lehrreiches Beispiel für die Ereignisanalyse.

Die Teilnehmenden lernten mehr über Software wie “Basement” zur Modellierung von Naturgefahren.

Die Teilnehmenden lernten mehr über Software wie “Basement” zur Modellierung von Naturgefahren.

Severin Schwab erläuterte die Ereignisanalyse, die nach dem schweren Murgang vom August 2024 im Milibach in Brienz durchgeführt wurde. Weitere Mitarbeitende stellten Software zur Modellierung von Wassergefahren vor oder zeigten, wie die Ersterfassung eines Schutzbautenkatasters erfolgt.
 

Die Fachleute der Egli Engineering AG, einer Tochterunternehmung der GEOTEST, zeigten die Hochwasserstrategie, welche sie für den Kanton Schwyz erarbeitet hatten und die Risikoanalyse Naturgefahren für Gebäude und Immobilien der SBB. 

Am Abend bot ein gemeinsames Essen in Kandersteg Gelegenheit, die Eindrücke des Tages zu vertiefen und den fachlichen Austausch in entspannter Atmosphäre fortzuführen. Insgesamt erwies sich der Aufenthalt im Berner Oberland als sehr bereichernd – sowohl inhaltlich als auch im persönlichen Miteinander. 

Ein gutes Abendessen bot die Gelegenheit, sich weiter auszutauschen.

Ein gutes Abendessen bot die Gelegenheit, sich weiter auszutauschen.

Das Wetter spielte mit und ermöglichte eine lehrreiche Exkursion bei strahlendem Sonnenschein.

Das Wetter spielte mit und ermöglichte eine lehrreiche Exkursion bei strahlendem Sonnenschein.